Das ist ja eine schöne Geschichte: Die GWF ist seit fast 100 Jahren modern.

In der Geschichte der Baugenossenschaften gibt es in 2 Perioden einen Gründungsboom, nämlich in den 20er-Jahren und nach dem 2. Weltkrieg. In beiden Zeiträumen gab es eine drückende Wohnungsnot, die auch durch staatliche und städtische Bauprogramme nicht ausreichend gelindert werden konnte. So blieb den Arbeitern und Angestellten oft nur ein Ausweg: der Weg der Selbsthilfe. Als geeigneter Rahmen erschien hier die Rechtsform der Genossenschaft, in der die Mitglieder, die Genossen, demokratisch an allen wichtigen Entscheidungen der Führungsgremien beteiligt sind.

Während es in den Anfangsjahren nur um die Linderung der Wohnungsnot ging und darum den Menschen ein Dach über dem Kopf zu verschaffen, müssen sich die Genossenschaften heute zunehmend den höheren Ansprüchen der Mitglieder an die Qualität ihrer Wohnungen stellen. In Zeiten eines ausgeglichenen Wohnungsmarktes muss auch zunehmend versucht werden die Vorteile des genossenschaftlichen Wohnens offensiv darzustellen.

Am 26.09.1926 fand im Blumensaal des Charlottenhofes in Stuttgart die Gründungsversammlung der Genossenschaft statt. Die Initiative zu dieser Gründung kam aus den Reihen der Mitglieder der württembergischen Mietervereine. Aus dem Protokoll der Gründungsversammlung geht hervor, dass auf einer außerordentlichen Landesversammlung der württembergischen Mietervereine die Gründung einer eigenen Genossenschaft beschlossen wurde. Im Anschluss an die Landesversammlung wurde die Gründungsversammlung einberufen. Daran nahmen 32 Interessenten teil.
In der Gründungsversammlung wurde die im Entwurf von einer Kommission der württembergischen Mietervereine erarbeitete Satzung, mit kleinen Änderungen, einstimmig angenommen. 17 Genossen zeichneten sich in die Gründungsliste ein. Die Herren RA Dr. A. Sautter und Architekt R. Gebhardt, die sich schon bei den Gründungsbestrebungen besonders hervorgetan hatten, wurden in den Vorstand gewählt. Die Eintragung in das Genossenschaftsregister beim Amtsgericht Stuttgart erfolgte am 09. Oktober 1926.

Durch die Verwurzelung in der Organisation der württembergischen Mietervereine war bereits ein festes Gefüge vorhanden, was zum raschen Aufbau der Genossenschaft wesentlich mit beitrug. So kam es, dass die Zahl der Mitglieder bis zum Ende des Gründungsjahres, also in verhältnismäßig kurzer Zeit, auf 183 Mitglieder anstieg. Bereits ein Jahr später, am 31.12.1927, betrug die Mitgliederzahl 567. Der Geschäftsanteil war auf 100,- Mark festgesetzt und konnte innerhalb von vier Jahren bezahlt werden. Mitglied konnte jeder Mieter werden, der einem dem Landesverband der württembergischen Mietervereine angeschlossenen Mieterverein angehörte. Tatkräftig wurde sofort nach der Gründung an die Planung und Durchführung des Wohnungsbaues heran gegangen. Noch im selben Monat konnten die ersten Bauplätze in Stuttgart-Degerloch erworben werden, und knapp vier Monate nach der Gründung, im Februar 1927, ist mit dem Bau der ersten Häuser – Karl-Pfaff-Strasse 27/31 (früher Kirchstrasse) und Löwenstrasse 74/1-3 – begonnen worden. Schon nach neun Monaten Bauzeit, also am 01.11.1927, war das 11-Familien-Haus Karl-Pfaff-Strasse 27/31 mit 9 Dreizimmerwohnungen, Wohnküche, Bad, Klosett und Mansarde, Küchenloggia (Wohnfläche 72 qm) und 2 Zweizimmerwohnungen, wobei jeder Wohnung ein Hausgarten zugeteilt wurde, bezugsfertig. Die Miete für die ersten 11 Wohnungen betrug 75,- bzw. 52,- Mark im Monat.

Es folgten einen Monat später die Häuser Löwenstrasse 74/1-3 in Stuttgart-Degerloch mit 6 Zweizimmerwohnungen, Küche, Essplatz, Bad, Klosett und großer Mansarde. Diese waren zum Verkauf als Erwerbshäuser vorgesehen. Es gelang, die Bautätigkeit auch in den folgenden Jahren fortzusetzen, ja sie sogar wesentlich zu verstärken und darüber hinaus die Interessen der Mitglieder durch die Errichtung von Gemeinschaftsanlagen zu wahren. Nach diesen sichtbaren Erfolgen strömten der jungen Genossenschaft weitere Mitglieder zu. Die Eigenmittel wuchsen auch durch die rege Spartätigkeit der Mitglieder und setzten die Genossenschaft in die Lage, in verhältnismäßig schneller Folge die Häuser in Reutlingen, Kurrerstrasse 23; Stuttgart-Degerloch, Löwenstrasse 74, 74/4-5, Felix-Dahn-Strasse 9 a-c; Friedrichshafen, Keplerstrasse 36; Göppingen, Hegel-Lorcher-Strasse 7 und 74, Quäckerstrasse 24; Stuttgart-Zuffenhausen, Gerabronner Strasse 3/5; Stuttgart-Süd, Möhringer Strasse 101/103; Schwäbisch Gmünd, Moltkestrasse 21/23; Reutlingen, Grathwohlstrasse 11 und Ulm a. D., Wagner- und Söflinger Strasse 110 bis 118, 133, zu errichten. Schon von Anfang an wurde beschlossen, die Tätigkeit der Genossenschaft auch auf den Bau von Erwerbshäusern auszudehnen. Die 15 ersten Erwerbshäuser wurden schon am 01.12.1927 bezogen. Gelände für den Erwerbshausbau sowie für den Mietwohnungsbau wurde dort gekauft, wo Bedarf durch die Ortsgruppen der Mietervereine gemeldet und angeboten wurde. Durch ihre umfangreiche Bautätigkeit hatte sich die Genossenschaft überall großes Ansehen erworben. In unermüdlicher Arbeit wurden in den ersten fünf Jahren, von 1927-1931, in 31 Häusern 288 Miet-wohnungen und 40 Wohnungen in 37 Erwerbshäusern erstellt. Dadurch konnte sich die Genossenschaft bleibende Verdienste um die Linderung der damaligen Wohnungsnot erwerben. Mit Beendigung des Baus der Mietwohngebäude in Stuttgart-Heslach, Böheimstrasse 97/99, 101 A/B und Kelterstrasse 20/22 im Jahr 1931 war eine Epoche abgeschlossen, in der entschlussfreudige und ideal gesinnte Männer nach Überwindung zeitbedingter Schwierigkeiten beachtliche Leistungen vollbracht hatten.

Trotz der unbestrittenen Verdienste um den Aufbau und die Entwicklung der Genossenschaft, mussten die Mitglieder des Vorstandes und Aufsichtsrates 1933 aus den Verwaltungsorganen ausscheiden und ihre ehrenamtliche Arbeit aufgeben. Der sogenannte Verwaltungskörper wurde auf höhere Weisung umgestellt. Gleichzeitig wurde die Anstellung eines hauptamtlichen Geschäftsführers angeordnet. Die Genossenschaft wurde durch einen Beschluss der Ministerialabteilung für Bezirks- und Körperschaftsverwaltung vom 12.12.1933 rückwirkend ab 29.08.1932 als gemeinnütziges Wohnungsunternehmen bestätigt. Der wirtschaftliche Tiefstand in den Jahren 1930 bis 1934 und der politische Umschwung veranlassten viele Mitglieder, ihre Geschäftsanteile auf Ende 1930 bis 1933 aufzukündigen und ihre Spareinlagen abzuheben. Viele waren wegen Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit nicht mehr in der Lage, die Miete zu bezahlen, obwohl diese vor 1933 mit Rücksicht auf den allgemeinen Notstand mehrmals wesentlich gesenkt wurden. Es entstanden Mietrückstände, und viele Wohnungen standen sogar leer. All diese Umstände mussten die Genossenschaft natürlich in Liquiditätsschwierigkeiten bringen. Durch die Verhandlungen gelang es aber, die württembergische Wohnungskreditanstalt, die Landesversicherungsanstalt und die Stadt Stuttgart zur Umwandlung der Zins- und Tilgungsrückstände in langfristige, niederverzinsliche Darlehen zu bewegen. 1935 war auch diese schwere Zeit überwunden. Es war möglich, sich wieder mit der Planung neuer Bauvorhaben zu befassen, nachdem die Bautätigkeit ab 1932 geruht hatte. Die GWF war auch von den Verschmelzungen betroffen, die von 1935 bis 1940, im Zuge der Vereinheitlichung, erfolgten. Im Jahre 1939 übernahm die GWF den 1919 gegründeten Bau- und Sparverein Ruit mit einem Bestand von 4 Mietwohnungen und 31 Erwerbshäusern mit 36 Wohnungen. 35 Mitglieder traten zu unserer Genossenschaft über, nachdem in den Generalversammlungen beider Genossenschaften die Verschmelzung beschlossen war. Nachdem die Verschmelzung rechtskräftig geworden war, wurde auf Beschluss der Generalversammlung vom 21.09.1941 der Name der Genossenschaft geändert von

Gemeinnützige Wohnungsfürsorge
-GWF-
des Landesverbandes des
württembergischen Mietervereins
in Stuttgart eGmbH.,
Sitz Stuttgart

in

GWF Gemeinnützige
Wohnungsfürsorge eGmbH.
Sitz Stuttgart

In den Jahren 1936–1939 wurden 56 Mietwohnungen in Stuttgart-Degerloch und Schwäbisch Gmünd errichtet. Davon waren 40 sogenannte Arbeiterwohnstätten, die im Auftrag der Stadt Schwäbisch Gmünd erstellt wurden. Nach diesen Projekten waren für den Wohnungsbau keine Mittel mehr vorhanden, die Rüstung ging vor. Das Interesse der Mitglieder an der Genossenschaftsarbeit ließ merklich nach. Der Zweite Weltkrieg tat ein Übriges.

Der Krieg brachte im Jahre 1943 und 1944 große Zerstörungen an unseren Häusern. Insgesamt wurden neun Wohngebäude mit insgesamt 62 Mietwohnungen in Stuttgart, Möhringer Strasse 101/103, Friedenaustrasse 12/14, Helmstettstrasse 5, in Friedrichshafen, Keplerstrasse 32, 36 und 40, in Reutlingen, Kurrerstrasse 23, vollständig zerstört. Viele Wohnungen wurden mehr oder weniger stark in Mitleidenschaft gezogen. Vieles, was die Genossenschaft mühselig aufgebaut hatte, lag in Schutt und Asche. Allein die Kriegsschäden am Gebäudebesitz bezifferten sich auf über 1,2 Mill. Mark! Sie waren zu ersetzen, nicht aber die Menschen, die im Bombenhagel ihr Leben einbüssten.

Nach dem Zusammenbruch des „Dritten Reiches” war das von den Verwaltungsorganen angetroffene Erbe zerstörte oder beschädigte Gebäude und Wohnungen. Auf Anordnung der Militärregierung und Erlass des Innenministeriums vom 17.09.1945 wurde anstelle der bisherigen Mitglieder von Vorstand und Aufsichtsrat, Herr Rudolf Vogt, zum kommissarischen Leiter der Genossenschaft bestellt. Die Geschäfte wurden während der Interimszeit durch das frühere Vorstandsmitglied, Emil Stöckle, als kommissarischer Geschäftsführer bis 20.10.1945 wahrgenommen. Auf Anordnung der Militärregierung und mit Zustimmung des Herrn Oberbürgermeister der Stadt Stuttgart vom 28.11.1945, sind die Herren Karl Ebert, Eugen Klotzbücher und Wilhelm Mettang zu Vorstandsmitgliedern, und die Herren Ferdinand Lutz, Ludwig Huber, Gottlob Gayer, Jakob Wahl, Adolf Tiefenbacher, Alois Schwarzkopf zu Aufsichtsratsmitgliedern berufen worden. Die neuen Verwaltungsorgane wurden in der ersten Mitgliederversammlung nach dem Kriege am 27. Oktober 1946 bestätigt. Bedingt durch die Kriegswirren und dem damit verbundenen Zusammenbruch der Infrastruktur konnte die GWF in den letzten Kriegsjahren keine Mitgliederversammlung durchführen. Die Arbeit und die Probleme, die von den ehrenamtlichen Verwaltungsorganen gemeistert werden mussten, waren nicht einfach. Zunächst galt es dort zu helfen, wo Mitglieder ihre Wohnung verloren hatten, sodann die dringendsten Instandsetzungsarbeiten an den Wohnungen und Gebäuden durchzuführen. Die Behebung der Kriegsschäden gestaltete sich äußerst schwierig, da es überall an geeignetem Baumaterial fehlte. Die Hausbewohner halfen vielerorts in Gemeinschaftsarbeit mit, sodass es gelungen ist, den größten Teil der beschädigten Häuser noch vor der Währungsreform soweit herzustellen, dass die Wohnungen wieder bewohnt werden konnten.

Die ersten Nachkriegsjahre waren durch ein katastrophales Wohnungselend gekennzeichnet. Evakuierte kehrten in die Städte zurück. Dazu kam der Zustrom zahlreicher Flüchtlingsfamilien. Ausbau und Wiederaufbau begannen, das Wohnungselend zu lindern. An den Bau neuer Wohnungen war aber erst nach der Währungsreform zu denken.

Erst nach der Währungsreform war es möglich, Handwerker und Material zur Beseitigung der notdürftig behobenen Kriegsschäden zu erhalten. Gleichzeitig konnte an den Wiederaufbau zerstörter Gebäude herangegangen werden. So konnte das Miethaus Friedenaustraße 12/14 in Stuttgart-Gaisburg mit 12 Wohnungen im Jahre 1949–1950 wieder aufgebaut werden. Es folgte dann im Jahre 1950–1951 der Wiederaufbau der Mietwohngebäude Keplerstraße 40 in Friedrichshafen mit 7 Wohnungen und Helmstettstraße 5 in Stuttgart-Feuerbach mit 6 Wohnungen. Von da an riss die Bautätigkeit für viele Jahre nicht mehr ab.

Für eine bessere Zukunft: Nachhaltiger und klimaneutraler Wohnraum.

Die neue Qualität.

Ziel ist es, Ökologie und Ökonomie auf höchstem Niveau zu realisieren.